WOHNUNG #06

Letzte Chance: 
1. Stock

Es ist kurz vor Weihnachten, die Straßen und Gehwege sind mit mehreren Schichten Schnee und Eis bedeckt und seit Tagen haben die Einwohner Hamelns kein Sonnenlicht mehr gesehen.

Die düstere Stimmung spiegelt sich auch in dem geflüchteten Martin wider. Gesetzeshüter und aufrechte Bürger aus der Stadt sind seit einiger Zeit auf der Suche nach dem kaltblütigen Einbrecher. Dieser hatte in den vergangenen Wochen mehrere Geschäfte überfallen. Mit seinem furchtlosen Blick, seiner großen Gestalt und dem ungepflegten Aussehen trieb er in und um Hameln sein Unwesen.


Am vergangenen Sonntagnachmittag wollte schließlich der Kriminalwachtmeister Oppermann den Räuber überführen. Durch geheime Ermittlungen wusste er, dass Martin sich vorrübergehend in der Wohnung seiner Frau aufhielt. Doch zur Festnahme kam es nicht und Oppermann erhielt statt einer Auszeichnung einen Messerstich in den Bauch. Martin hatte den Polizisten angegriffen und anschließend gelang es ihm, durch den Flur zu flüchten. Als Oppermann ihm folgen wollte, schlug der verwundete Rechtshüter aus Versehen die Scheibe der Korridortür ein und verletzte sich hierdurch ein zweites Mal. Unter starken Schmerzen leidend musste Oppermann schließlich aufgeben und ließ Martin entwischen.



Doch wo soll Martin nun hin? Die Wohnung seiner Frau war seine letzte Idee. Er hat weder Geschwister noch Freunde, bei denen er sich verstecken könnte. Seine letzte Möglichkeit wäre wohl seine Mutter, die in der Deisterstraße 15 wohnt. Lange hatten beide keinen Kontakt mehr zueinander gepflegt, da seine Mutter in ihm nichts als einen durch und durch bösen Menschen und einen absoluten Versager sah. Doch in dieser aussichtlosen Lage bei bitterkalten Minusgraden bleibt ihm wohl keine andere Möglichkeit mehr als dorthin zurückzukehren, wo seinerzeit alles begann…





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